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9.500 Euro reichen eigentlich nur für den Rohbau von ein paar Quadratmetern. Dass es auch anders geht, zeigen verschiedene Start-ups, die mit dem gleichen Budget ganze Häuser bauen. Oder besser gesagt „ausdrucken“, denn die günstigen Häuser stammen aus dem 3D-Drucker.
Wie die Bauindustrie seit Jahren beteuert, könne neuer Wohnraum nicht mehr für unter 2.500 Euro pro Quadratmeter entstehen. Damit bestätigen die Häuslebauer, wie schwer wir uns hierzulande mit dem preiswerten Neubau von Wohnungen und Häusern tun.
Dabei gibt es am Markt bereits passende Lösungen, wie weltweit verschiedene Start-ups unter Beweis stellen: Mit einem Druckroboter können ganze Häuser einfach „ausgedruckt“ werden. Und das zum unschlagbaren Preis – ein Haus für zwei Personen mit allen Ausbauten samt Technik kostet so kaum mehr als 9.500 Euro.
Während sich auf traditionellem Wege mit derartigen Summen grade einmal vier Quadratmeter bebauen ließen, stellt das amerikanisch-russisches Start-up „Apis Cor“ mit demselben Budget und der 3D-Druck-Technik ein ganzes Haus auf.
Ein gedrucktes Haus – Kann das gutgehen?
In den vergangenen Jahren schritt die Entwicklung rund um den 3D-Druck mit hohem Tempo voran. Vom technischen Gimmick entwickelte sich das Verfahren so zur Alternative für ganze Industriezweige – von Kleidungsstücken über Karosserieteilen bis hin zu ganzen Häusern.
Grade die gedruckten Immobilien sind ein gefragter Trend, auf den mehrere Baufirmen bereits reagiert haben. In Dubai wurde so im Mai 2016 das erste Bürogebäude aus dem 3D-Drucker fertigstellt. Dabei entstanden über 250 Quadratmeter Nutzfläche, die in mehreren Segmenten gedruckt und zusammengesetzt wurden.
Nach nur 17 Drucktagen und zwei weiteren Tagen für die Montage kostete das gedruckte Büro etwa 140.000 Dollar. Ein vergleichbares Gebäude würde mit herkömmlichen Bauverfahren in etwa das Doppelte kosten.
Wie entstehen Häuser aus dem 3D-Drucker?
Generell werden zwei Arten von Großdruckern verwendet, um komplexere Strukturen herzustellen. Die meisten Varianten arbeiten mit einer umschlossenen Struktur. Dabei wird die Baumasse als Faden erhitzt und millimetergenau zu dem benötigten Bauteil geformt.
Während diese Geräte meist stationär in Fabriken aufgestellt sind, gibt es mittlerweile neuere, portable 3D-Drucker. Der Hauptteil ist dabei ein drehbarer Roboterarm, der mittels verschiedener Düsen in einem Stück ganze Rohbau-Häuser fertigen kann.
Der Begriff des „Druckers“ sorgt dabei eher für Verwirrung, denn eigentlich handelt es sich dabei um komplexe Maschinen, die mit allerlei Materialien befüllt werden können. Auf einer Baustelle kommt so etwa flüssiges Beton zum Einsatz.
Das erste bewohnbare Haus aus dem 3D-Drucker
Das amerikanisch-russisches Start-up „Apis Cor“ hat das erste bewohnbare Haus aus dem 3D-Drucker gebaut. In nur 24 Stunden entstand so eine Wohnung mit 38 Quadratmetern, aufgeteilt auf ein kleines Wohnzimmer inklusive Kochnische sowie ein Bad und einen Flur.
Neben der Geschwindigkeit des Baus ist der günstige Preis besonders beeindruckend: Die Kosten inklusive Dach und Fenster belaufen sich auf umgerechnet knapp 9.500 Euro. Darunter soll die Qualität aber nicht leiden: Das Haus soll Temperaturen von minus 60 Grad standhalten können und die Lebensdauer wird vom Unternehmen mit mindestens 50 Jahren angegeben.
Aktuell handelt es sich bei dem Druckroboter zwar noch um einen Prototypen, aber der Hersteller will das Gerät bald auf den Markt bringen und so das Haus auf dem 3D-Drucker als massentaugliche Alternative etablieren.
Im Video: So entsteht ein Haus aus dem 3D-Drucker
Die Vorteile 3D-gedruckter Häuser
Das gedruckte Haus gilt als Vorreiter für nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum. Denn wie das obere Beispiel verdeutlicht, lässt sich die 3D-Architektur in kürzester Zeit zum unschlagbaren Preis fertigstellen.
Statt einer Bauzeit von fast einem Jahr für ein herkömmliches Massivhaus, welche zusätzlich durch Witterungsbedingungen unterbrochen werden könnte, entstehen die Häuser aus dem 3D-Drucker mit einer Größe von 200 Quadratmeter zukünftig an nur einem Tag.
Die möglichen Einsatzgebiete für die 3D-Druck-Technik scheinen endlos. Nicht nur in urbanen Gegenden kann der schnelle Neubau viele Vorteile bieten, sondern auch in ärmeren Ländern oder nach Naturkatastrophen wäre mithilfe der Technik ein schneller Wiederaufbau möglich.
Ein weiterer besonderer Aspekt ist, dass die 3D-Technologie die Gestaltung ungewöhnlicherer Formen und Bauweisen ermöglicht. Deswegen haben die 3D-Drucker auch bereits in vielen Planungsbüros Einzug gehalten, denn auch Modelle und Miniaturen lassen sich so einfach erstellen.
Beim letztendlichen Bau überzeugt das Verfahren zusätzlich durch eine ressourcenschonende Arbeitsweise: Schätzungen zu Folge wird bis zu 60 Prozent an Material eingespart. Beim Druck-Verfahren wird nämlich kaum mehr Material eingesetzt, als tatsächlich benötigt wird.