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Der Markt für Anleihen ist gemessen am Volumen sogar noch größer als der Aktienmarkt. Doch was sind Anleihen überhaupt? Im Ratgeber erklären wir die Grundlagen und zeigen die Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile von Anleihen im Überblick.
„Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, bevorzugt Aktien“, lautete eine bekannte Weisheit von André Kostolany. Der Börsenexperte spielte darauf an, dass Aktienanleger neben einer hohen Rendite auch mit starken Schwankungen leben müssen. Entspannter, sorgenfreier und auch „langweiliger“, sei im Gegensatz dazu das Investment in Anleihen.
Was sind Anleihen?
Anleihen zählen ebenso wie Aktien oder Investmentfonds zu den Wertpapieren. Damit bietet Ihnen der Anleihemarkt eine Möglichkeit der Geldanlage, welche im Grunde wie folgt funktioniert:
Indem Sie in Anleihen investieren, verleihen Sie Ihr Geld an den Herausgeber einer Anleihe, was zum Beispiel Unternehmen oder Staaten sein können. Im Gegenzug erhalten Sie Zinsen auf Ihre Anlage, weswegen Anleihen auch als „festverzinsliche Wertpapiere“ bezeichnet werden.
Im Prinzip vergeben Sie beim Anleihe-Investment einen Kredit, weswegen der Anleihemarkt als überwiegend sichere Kapitalanlage gilt. Damit sind Anleihen eine erwägenswerte Alternative zu Aktien, Fonds und Derivaten und punkten dabei vor allem mit geringeren Kursschwankungen.
Wie jede Geldanlage auch, bieten Anleihen diverse Vor- und Nachteile, die Sie im Einzelfall vor Ihrem Investment abwägen müssen. Im Vergleich zu Aktien fällt die Rendite beispielsweise meist geringer aus, gelobt wird hingegen die höhere Sicherheit. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, denn auch bei Anleihen besteht ein Verlustrisiko. In der jüngeren Vergangenheit haben beispielsweise griechische Staatsanleihen daran erinnert, dass auch das Investment in Anleihen nicht gänzlich sicher ist.
Wie funktionieren Anleihen?
Aus Unternehmenssicht zählen Anleihen zu den klassischen Mitteln der Kapitalbeschaffung. Im Gegensatz zu „normalen“ Krediten werden Anleihen dabei aber öffentlich herausgegeben, sodass jeder Anleger dem Emittenten (= also dem Herausgeber der Anleihe) Kapital leihen kann.
Als Investor verdienen Sie bei einer Anleihe durch Zinszahlungen und Ausschüttungen Ihr Geld. Nach dem Ende der festgelegten Laufzeit erhalten Sie Ihr Investment schließlich wieder ausgezahlt.
Die Verzinsung einer Anleihe unterscheidet sich je nach dessen Risikoklasse. Erachten Anleger eine Anleihe als riskanter, muss der Emittent folglich eine höhere Verzinsung bieten, um dennoch Investoren für sich zu gewinnen. Das gilt beispielsweise für Krisenstaaten oder Emerging Marketings (= Entwicklungsländer wie Indien oder China).
Vor- und Nachteile von Anleihen
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Geringere Schwankungen als bei Aktien | Rendite meist geringer als bei Aktien |
Keine Abhängigkeit von der Entwicklung am Aktienmarkt | Variiert das Zinsniveau, variiert auch der Wert der Anleihe |
Höhere Rendite als z.B. beim Tagesgeld | Risiko der Insolvenz des Emittenten |
Die Verzinsung von Anleihen
Beim Kauf einer Anleihe erhalten Sie einen Kupon, welcher Ihnen das Recht auf eine Zinszahlung am Ende der Laufzeit der Anleihe zusichert. Sprich: Sie erhalten am Laufzeitende Ihr investiertes Geld zuzüglich des Kupons wieder ausgezahlt, wodurch sich ein Gewinn ergibt.
Bezüglich Laufzeit und Zinssatz gibt es unterschiedliche Regelungen. Die meisten Anleihen sind dabei sogenannte Festzinsanleihen, bei denen Dauer und Zinsen konkret festgelegt sind.
Darüber hinaus gibt es unterschiedlich strukturierte Anleihen. Inflationsgesicherte Anleihen bieten beispielsweise einen flexiblen Zinssatz, welcher an die Inflationsrate angepasst wird. So soll die Geldentwertung während der Laufzeit der Anleihe ausgeglichen werden.
Ein weiteres Anleihe-Produkt ist die Nullkuponanleihe, welche ganz ohne Zinszahlung auskommen muss. Stattdessen wird der Gewinn einer Nullkuponanleihe dadurch erreicht, dass der Nennwert am Ende über dem Kaufpreis liegt.
Wie ergibt sich die Anleihen-Rendite?
Der Zinssatz einer Anleihe hängt maßgeblich mit dessen Ausfallrisiko zusammen. Je höher das Risiko einer ausbleibenden Rückzahlung, desto höher wird die Anleihe verzinst. Die Verzinsung gilt in dem Fall als Ausgleich für das Risiko.
Durch eine Veränderung der allgemeinen Marktsituation kann sich außerdem die Stellung der Anleihe auf dem Markt verbessern oder verschlechtern, woraus sich weitere Gewinne oder aber Verluste ergeben können.
Ein Beispiel: Eine Anleihe wird mit einem Zinssatz von 5 % emittiert. Während der Laufzeit der Anleihe sinkt nun aber der herrschende Marktzins, wodurch Banken ihre angebotenen Zinsen senken. Das bedeutet, dass die gekaufte Anleihe im Vergleich zu anderen Produkten nun eine bessere Verzinsung aufweist. Die gekaufte Anleihe hat somit an Wert gewonnen und kann vor dem eigentlichen Laufzeitende mit Gewinn weiterverkauft werden.
Anstelle des Marktzinses können sich ebenso Neuigkeiten über das herausgebende Unternehmen den Kurs der Anleihe steigen lassen. Schreibt ein Unternehmen beispielsweise selbst bessere Zahlen, sinkt damit auch das Risiko der Anleihe. Genauso kann der Kurs einer Anleihe allerdings auch fallen.
Wie ist das Risiko bei Anleihen?
Der Zinssatz einer Anleihe richtet sich nach der Bonität des Herausgebers. Das heißt: Je höher der Zinssatz einer Anleihe, desto höher ist pauschal auch das Risiko. Aber wie groß ist das Risiko bei Anleihen im Allgemeinen?
Zur Betrachtung des Anleihe-Risikos muss auch die Stellung des Investors betrachtet werden. Denn durch den Erwerb einer Anleihe gewähren Sie einem Unternehmen (oder einem Staat) einen Kredit und werden somit zum Fremdkapitalgeber des Unternehmens.
Sollte die Anleihe nun nicht mehr bedient beziehungsweise zurückgezahlt werden können, gilt der Emittent der Anleihe als insolvent.
In diesem schlimmsten Szenario wäre der Anleihe-Investor noch immer bessergestellt, als Aktien-Investoren des gleichen Unternehmens. Denn Fremdkapitalgeber werden im Insolvenzfall noch vor Aktionären bedient, was zumindest die Wahrscheinlichkeit einer Teilrückzahlung des Kapitals erhöht.